Die Symptome des Alters
Fragt man irgendjemanden nach den typischen Alterserscheinungen, bekommt man meist dieselbe Litanei zu hören: Zahnprothese, Glatze oder zumindest graues Haar, Muskelschwäche – also Gehstock –, Zittern und so weiter. Dazu kommen der häufigere Gang zur Toilette oder sogar unkontrollierte Flüssigkeitsverluste, Schmerzen, Schwerhörigkeit, nachlassendes Sehvermögen – sprich: Brille –, Falten, braune Hautflecken, Vergesslichkeit – was dann als „Nörgelei“ wahrgenommen wird – und vieles mehr. Und natürlich der Rückgang oder beinahe das Verschwinden des Sexuallebens – also Impotenz –, die drastische Reduktion sozialer Kontakte und vieles andere.
Und was wäre, wenn wir jedes dieser Symptome gezielt angehen würden? Könnten wir das Altern vielleicht hinter die 100-Jahre-Schwelle schieben? Die Gesundheits-, Pharma- und Therapieindustrien, die Kosmetikstudios, Wellnesszentren und Kurorte haben inzwischen für jedes Problem irgendeine „Wunderlösung“. Man geht hinein, kommt wie neu heraus. Man schmiert sich mit Creme X ein – und zack, Fußballprofi. Man nimmt die blaue Pille – und schon gibt es Beschwerden seitens der Damen, dass „zu viel“ ist. Ein wahres Paradiesgarten für Senioren.
Jetzt aber etwas ernster: Natürlich funktionieren viele dieser Dinge tatsächlich. Aber… aber… Man darf nicht vergessen, dass jede Therapie und jedes „Wundermittel“ lediglich ein oder zwei Prozent dessen zurückholt oder erhält, was mit 25 einmal als 100 % galt. Kurzfristig kann der Effekt größer sein, aber nur für eine bestimmte Körperfunktion. Man kann eben nicht gleichzeitig den Bluthochdruck regulieren und zum Cassanova werden. Das wäre ein Widerspruch.
Die meisten Militärstrategen aller Zeiten rieten ihren Herrschern, nicht mehrere Fronten gleichzeitig zu eröffnen, um die Kräfte nicht zu zerstreuen. Warum sollte es im Kampf gegen das Altern anders sein? Eine logische Antwort wäre: Man braucht einen klaren Blick – und die Fähigkeit, Kompromisse zu akzeptieren. Entweder du tanzt die ganze Nacht wie Fred Astaire und bist am nächsten Tag erledigt – oder du bleibst gelassen und hast länger etwas vom Leben. Entweder du willst eine Haut glatt wie die der Gioconda und verzichtest dafür auf ein paar Quadratmeter davon – oder du bleibst intakt und nimmst das weise Großmutter-Aura in Kauf.
Am Ende ist das Alter keine Last, sondern ein Privileg und ein Segen. So wie man eine Vorspeise genießt, sollte man auch den Nachtisch genießen.
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