Gibt es Unsterbliche?
Ich beginne mit einem Witz:
Ein schon ziemlich alter Mann fragt den Arzt:
„Ich rauche nicht, ich trinke nicht, ich nehme keine Drogen, ich schlafe regelmäßig, ich schone mich und verschwende meine Energie nicht für Sex und Partys… Glauben Sie, ich werde über hundert Jahre alt?“
Der Arzt antwortet:
„Und warum wollen Sie so viele Jahre leben?“
Es kommt ein Moment im Leben, in dem sich unsere Kontakte auf der horizontalen Achse lichten.
Schulfreunde, Arbeitskollegen, Nachbarn, Verwandte – sie verschwinden nach und nach.
Wenn wir uns mit den wenigen Gleichaltrigen treffen, sind sie alt, gebrechlich, krank, dement – und ihre Gesellschaft stimmt uns oft eher traurig als froh.
Wir beginnen, sie zu meiden.
Der Kontakt mit den jüngeren Generationen wird anstrengend.
Die Jungen haben andere Ideen, andere Werte; sie haben keine Zeit, einem alten Menschen zuzuhören.
Sie sind dynamisch, süchtig nach Adrenalin und Erfolg, gefangen in sozialen Netzen, die buchstäblich brennen, so heiß sind sie.
So viel Lärm, Oberflächlichkeit, Arroganz…
Und am meisten schmerzt jener Blick – wenn sie uns nicht gleich meiden – voller Mitleid, Ungeduld oder gar Ekel, der sagt: „Wann geht der alte Mann, die alte Frau endlich weg?“
Eine der großen Fragen lautet:
Warum sollte man ein sehr langes Alter erleben wollen – wenn man sich der Energie der Jugend nicht mehr anpassen kann und immer isolierter wird?
Natürlich gibt es Ausnahmen:
Manche sagen: „Jetzt habe ich endlich Zeit, meine Gedanken zu ordnen. Ich habe Wissen und Erfahrung gesammelt, die ich weitergeben kann. Ich habe Vermögen, Einfluss – endlich bin ich frei von all den Schulden gegenüber Staat, Familie, Freunden, Nachbarn. Jetzt kann ich endlich nur für mich leben.“
Natürlich ist das eine vereinfachte Sichtweise – aber die Idee zählt, nicht die Tiefe der Analyse.
Ich habe so viele alte Menschen kennengelernt, und ich kann ohne zu irren sagen:
Solange sie noch Kraft haben, wünschen sich alle, lange zu leben.
Doch wenn die Schmerzen und Altersprobleme kommen, vergeht die Lust am Leben, und viele ergeben sich in ihr Schicksal.
Manche wünschen sich sogar, ihr Leben zu beenden – sofern sie noch verstehen, in welcher Welt sie sich befinden.
Ich begann mit einer Frage:
Gibt es Unsterbliche?
Ja – ganz sicher!
Aber nicht unter den Menschen.
Vielleicht unter einfachen Lebensformen, Pflanzen, vielleicht Tieren…
Doch der Mensch ist nicht für Unsterblichkeit gebaut.
Sein Organismus ist zu komplex, als dass nicht irgendwann irgendwo eine Komplikation auftreten müsste.
Bei einfachen Zellen oder Pflanzen kann man kaum von Psyche, Emotionen, Bewusstsein oder Sprache sprechen.
Beim Menschen aber – diese ohnehin komplizierte Mechanik wird noch ergänzt durch Empfindungen, Entscheidungen, Analysen, Erinnerungen, Emotionen…
Die eigentliche Frage (im Sinne dieses Blogs und der Lösungen, die wir suchen) lautet also:
Wie weit können wir das Leben verlängern, ohne die Qualität der biologischen, geistigen und vielleicht auch seelischen Dimension zu verlieren?
Reicht uns eine einfache mathematische Gleichung – Jahre, Monate, Tage, bloße Zahlen –
oder rechnen wir mit komplexeren Formeln, mit Nuancen und Schattierungen auf vielen Ebenen?
Und da wir mit einer Frage begonnen haben – enden wir mit einem Witz:
Ein Hörer fragt im Radio:
„Darf man auf eine Frage mit einer Frage antworten?“
Antwort:
„Warum nicht?“
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