Hat jemand „Reinkarnation“ gesagt?

Ein heißes Thema – und erstaunlich wenig hinterfragt. Man spürt förmlich die Verzweiflung, mit der versucht wird, es logisch zu untermauern. Es gilt längst als Axiom – wir alle reinkarnieren uns, oder?

Schließlich kennen wir ja alle das Phänomen des Déjà-vu! Oder diese Ideen, dieses Wissen, das wir haben, ohne erklären zu können, woher – klar, das muss aus einem früheren Leben stammen!

Also, schauen wir mal: Ein Mensch lebt, sieht, erkennt, versteht, merkt sich, sammelt Erfahrungen. Dann stirbt der Körper. Alles Materielle, inklusive Gehirn – das längst als Träger von Gedächtnis, Sprache, Wissen usw. gilt – zerfällt.

Und plötzlich tritt die Seele auf die Bühne! Sie hatte während des Lebens keine messbare Funktion, also auch keine beim Speichern von Informationen. Aber das stört niemanden. Hauptsache, diese Seele – randvoll mit Erinnerungen – zieht los zum Recycling. Neuer Körper, neues Leben.

Mystik, Rückführungshypnose, Spiritismus – alles steht bereit, um unsere Logiklücken zu füllen. Wenn man keine vernünftigen Antworten hat, dann eben Zauberei, Nebel und esoterische „Gewissheiten“. Manche haben sogar „wissenschaftlich bewiesen“, dass die Seele ein paar Gramm wiegt! Fangen wir erst gar nicht mit Träumen an – sonst hören wir nie auf.

Ernsthafte Wissenschaftler:innen haben übrigens festgestellt, dass viele Zellen und Moleküle im menschlichen Körper enorme Mengen an Information speichern können. Natürlich kann man das nicht so simplifizieren, als könnte man eine Zelle oder ein DNA-Molekül an den CD-Player anschließen und ein Konzert aus dem 18. Jahrhundert hören. Es gibt eben viele Arten von Information – nicht nur die digitale.

Sicher ist: Ein Körper stirbt nicht vollständig in dem Moment, in dem der Tod erklärt wird. Nicht nur einzelne Zellen, auch Gewebe und sogar ganze Organe funktionieren noch eine Zeit weiter. Nägel wachsen, Haare ebenso, der Verdauungstrakt arbeitet nach – warum also nicht auch einige Partikel, die Information tragen und sie biologisch, außerhalb des Körpers, weitergeben? Und plötzlich hat du, Johann aus den Bergen, Erinnerungen von Maria von der Donau...

Und schon wird argumentiert, bewiesen, verteidigt: Seht ihr! Beweis für Reinkarnation! In der Logik nennt man das Verwechslung der Begriffe – man führt eine fremde Konstante in die Gleichung ein, weil sie gerade passt. Klar, dass dann das gewünschte Ergebnis herauskommt. So kann man alles „beweisen“. Wenn du Außerirdische als Konstante einführst – voilà! Reptiloiden? Drachen? Eismauer? Denken muss man da nicht mehr – alles ist schon gedacht und gesagt. Denn: „Wir wissen ja, dass es so ist!“

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